Hugh Grant im Interview: "Der Skandal hat mir größtes Vergnügen bereitet"
„Der Skandal hat mir größtes Vergnügen bereitet“
5 Fragen an Hugh Grant
Deutschlandpremiere von A Very English Scandal am 19. September ab 20.15 Uhr
SONY CHANNEL: Der Skandal um den britischen Spitzenpolitiker Jeremy Thorpe erreichte Ende der 70er Jahre seinen Höhepunkt. Erinnern Sie sich noch daran?
Hugh Grant: Ich war damals ein Teenager. Der Skandal hat meinen Freunden und mir größtes Vergnügen bereitet. Das hatte etwas von Monty Python – dieser Typ aus dem Establishment, der versucht, seinen heimlichen Liebhaber zu ermorden. Die Gerichtsverhandlung war ein Genuss und das Glas Vaseline auf Thorpes Nachtisch nahm mythische Ausmaße an. Heute dürfen britische Politiker glücklicherweise ungestraft öffentlich schwul sein.
SC: Sie verkörpern Jeremy Thorpe in verschiedenen Lebensphasen.
Grant: Ja, deshalb habe ich im Vorfeld befürchtet, eigentlich zu alt für die Rolle zu sein. Am Anfang spiele ich einen Dreißigjährigen, zu dem Zeitpunkt war ich 57. Aber man sah früher insgesamt gesetzter aus mit diesen Frisuren und den dreiteiligen Anzügen. Entsetzlicherweise hat der Make-Up Artist meinen Haaransatz um fünf Zentimeter nach oben rasiert. Ich war sechs Monate nicht gesellschaftsfähig.
SC: Inwiefern unterscheiden sich die Dreharbeiten bei Kino und TV?
Grant: Ich bin ungeduldig. Am Filmset knirsche ich immer mit den Zähnen: Man wartet eine Stunde, um einmal Hilfe sagen zu dürfen. In meinen Augen ist es ein großer Vorteil beim Dreh von TV-Produktionen, dass es schneller vorangeht.
SC: Wie waren die Kuss-Szenen mit Co-Star Ben Whishaw?
Grant: Am Ende des Tages hatte ich einen feurigen Hautausschlag von Bens Bart. Als mein fünfjähriger Sohn das ansprach, konnte ich nur antworten: Naja, ich habe den ganzen Tag einen Mann geküsst
SC: Was ist in Ihren Augen der beste Weg, um mit einem drohenden Skandal umzugehen?
Grant: Ich bin immer für Offenheit. Als ich damals in einen Skandal verwickelt wurde, habe ich mich nicht versteckt. Ehrlichkeit ist der beste Weg. Wenn man versucht, sich herauszuwinden oder alles zu vertuschen, wird es nur noch schlimmer.